Sechs Vereine waren auf dem Hochfeld zu Hause
Der Vorläufer der Sportanlage Süd entwickelte sich vor 100 Jahren zum einstigen Augsburger Sportzentrum.
Die heutigen städtischen Sporteinrichtungen, wie das Rosenaustadion und die Bezirkssportanlagen, entstanden in der Nachkriegszeit. Zuvor konzentrierte sich das Augsburger Sportgeschehen auf einem weitläufigen Areal am südlichen Stadtrand zwischen der Haunstetter Straße und dem Alten Postweg.
Der Turnverein Augsburg, die Turngemeinde Viktoria, die Deutsche Jugendkraft (DJK) sowie der Sport- und Spielverein Schwaben hatten dort auf dem Hochfeld ab dem Jahr 1921 ihre Turn-, Spiel- und Sportplätze. Im südlichen Teil befanden sich eine Rad- und eine Pferderennbahn. Sie wurden betrieben vom „Rad- und Motor-Rennbahnverein“ und „Pferde-Renn- und Zuchtverein“. Das gesamte Sportgelände von rund 32 Hektar gehörte der Stadt, die den sechs Vereinen ihre jeweiligen Flächen verpachtete. Während der nationalsozialistischen Zeit nutzte die Sturmabteilung (SA) den Sportplatz der damals verbotenen DJK.
Das gesamte Areal, das im Norden vom israelitischen Friedhof und im Süden von der Localbahn begrenzt war, musste in den 1960er Jahren aus städtebaulichen Gründen geräumt werden. Dort entstanden das Siemens-Werk für Telegrafen- und Signaltechnik mit 2.200 Arbeitsplätzen und später auch das städtische Berufsschulzentrum.
Als Ausgleich schuf die Stadt auf einem Wiesengelände zwischen der Haunstetter Straße und dem Siebentischwald die „Bezirkssportanlage Süd“. So wurden unter anderem 13 Fußballfelder für Punktspiele und zwei Leichtathletik-Anlagen mit jeweils einer Aschenlaufbahn angelegt. Die feierliche Eröffnung erfolgte im Jahr 1965. Der TSV Schwaben, die TG Viktoria und die DJK fanden hier eine neue Heimat. In eigener Regie errichteten diese drei Vereine nahe der neuen städtischen Sportstätten ihre neuen Sportheime. Mit enormen 33 Hektar gilt die Sportanlage Süd beiderseits der Ilsungstraße als flächenmäßig größtes kommunales Sportgelände in Süddeutschland.
Dieses Prädikat sollte 1987 für eine besondere Veranstaltung nützlich sein. Rund 70.000 Gläubige wollten auf dem Areal den Papst Johannes Paul II. begrüßen. Aber wegen eines Unwetters musste die Messe kurzfristig in den Dom verlegt werden.
Im Jahr 1996 wurde innerhalb der Sportanlage Süd das Ernst-Lehner-Stadion mit einer Tribüne sowie einer Leichtathletik-Anlage mit Kunststofflaufbahn eingeweiht. Durch die Alpenverein-Kletteranlage, mittlerweile zum Landesleistungszentrum ausgebaut, und den beleuchteten Max-Gutmann-Laufpfad erhielt die Sportanlage Süd noch weitere Anziehungspunkte. Das städtische Betriebsgebäude von 1965 wird derzeit durch einen modernen Neubau ersetzt.
Text: Wilfried Matzke / WM
Bild (vom „Geodatenamt der Stadt Augsburg“): Der Amtliche Stadtplan von 1927 zeigt die damaligen Turn-, Spiel- und Sportplätze sowie die Rad- und Pferderennbahn. Das riesige Sportgelände befand sich zwischen Haunstetter Straße und Alter Postweg, begrenzt im Norden vom israelitischen Friedhof und im Süden von der Localbahn.