TSV Friedberg – SG Köndringen-Teningen
Am besten ist der Sport doch immer dann, wenn er unerwartete Wendungen nimmt, wenn ein Team, das lange fast aussichtslos zurücklag, am Ende in der letzten Sekunde doch noch den umjubelten Sieg schafft. Eine solche Wendung durften die Fans des TSV Friedberg am Samstag erleben, als ihr Team die SG Köndringen – Teningen mit 27:26 (13:17) bezwang.
Die Herzogstädter mussten dabei auf zwei Leistungsträger verzichten. Miro Ilic, der beste Schütze der Handballer in dieser Spielzeit, saß wegen einer Bronchitis nur auf der Tribüne. Auch Lukas Aigner, der sich schwer an der Hand verletzt hat und wohl bis Januar ausfallen wird, konnte nicht mitmachen. Dafür konnten die Friedberger Fans ein Wiedersehen feiern mit Willi Seiler, der Keeper war wieder im Kader.
Zunächst begann aber Michael Luderschmid im Kasten. Das dritte Heimspiel der Saison ließ sich gut an für den Drittligisten, nach sechs Minuten führte er mit 4:1. Doch Köndringen, das bis dahin erst eine Partie verloren hatte, schlug rasch zurück. Schon bald hatten sich die Badener auf die kurze Deckung ihres Halbrechten eingestellt, sie egalisierten den Friedberger Vorsprung mit dem 5:5 nach zehn Minuten. Jetzt beendete Trainer Harald Rosenberger das Defensivexperiment, er zog Björn Heekeren zurück, der TSV verteidigte wieder in der gewohnten 6 – 0 – Formation.
Die Ausfälle der beiden Rückraumspieler Ilic und Aigner machten sich langsam bemerkbar. Friedberg versuchte, mit häufigen Positionswechseln und Kreuzbewegungen Druck auf die Gästeabwehr auszuüben, das gelang jedoch nur bedingt. Nach einer Viertelstunde führte Köndringen bereits mit 7:10, Rosenberger nahm die erste Auszeit.
Danach stand Willi Seiler im Kasten, der wegen seiner Diplomarbeit bislang gefehlt hatte. Dieser Wechsel hatte zunächst jedoch kaum einen Effekt. Friedberg scheiterte immer wieder am starken Gästekeeper Grange und kassierte viele Tore über die erste Welle. Da konnte auch Seiler nicht viel ausrichten. Nach dem 10:15 ging der TSV mit einem 13:17 Rückstand in die Pause. Es sollte vier Minuten dauern, ehe Friedberg das erste Tor nach dem Wiederanpfiff schaffte. Das 14:19 war jedoch das Signal für eine Aufholjagd, die es in sich hatte. Schon acht Minuten später hatten die Herzogstädter den 20:20 Ausgleich geschafft, auch dank der Paraden von Seiler, und zwangen den Gästetrainer zu einer Auszeit.
Die kurze Pause nahm den Friedbergern das Momentum, die SG setzte sich wieder auf 20:23 ab. Zehn Minuten waren noch zu absolvieren, und Friedberg kämpfte. Die Mannschaft holte auch diesen Rückstand wieder auf, Thomas Wagenpfeil und Andreas Dittiger machten in dieser Phase wichtige Tore. Beim Stand von 24:24, Johnny Scholz hatte mit einem phantastischen Hüftwurf aus elf Metern ausgeglichen, kam sieben Minuten vor dem Ende wieder Michael Luderschmid ins Tor. Die Spannung war jetzt endgültig mit den Händen zu greifen, die Zuschauer hielt es nicht mehr auf ihren Sitzen. Zweimal war der TSV jetzt in Front, zweimal konnte Köndringen wieder ausgleichen, das 26:26 fiel sechs Sekunden vor Schluss.
Doch die Gäste hatten den Torhüter herausgenommen, um einen siebten Feldspieler einzusetzen, ihr Tor war also leer. Claudio Schneck sprintete nach dem Gegentor zur Mittellinie, bekam den Ball vom Keeper, und sein Wurf segelte über die zurückeilenden Gästespieler ins verwaiste Gehäuse. In diesem Moment ertönte die Schlusssirene, das Spiel war aus, Friedberg konnte dank seines phänomenalen Willens ein beinahe schon verlorenes Spiel doch noch für sich entscheiden.
Nach dem 27:26 (13:17) lobte Rosenberger den unbändigen Kampfgeist seiner Mannschaft: „Wahnsinn, wie die Jungs gefightet haben. Wir waren eigentlich schon dreimal tot, aber sind jedesmal doch noch zurückgekommen. Das Ende war natürlich Spannung pur, großartig, dass Claudio so schnell reagiert hat. Wir sind heute auf einen Gegner getroffen, der sich gut auf uns eingestellt hatte und uns das Leben sehr schwer gemacht hat. Bei diesem Sieg war sicherlich auch ein wenig Glück dabei, das soll die tolle Leistung der Jungs aber nicht schmälern.“
Für den TSV Friedberg spielten:
M. Luderschmid (1. – 15.; 53. – 60.); Seiler (15. – 53.); Schnitzlein; Heekeren (1); Wagenpfeil (4); Vilches – Moreno; Abstreiter; Schneck (4); Maier – Hasselmann (4/1); Pupeter; Scholz (5/3); Dittiger (6); Lodemann (3).