Stadtteil-Sportgespräche – Ein Hausmeister aus Kabul

Verfasst am Dienstag, 27. Juni 2017 von Thorsten Franzisi

Und das in mehrfacher Hinsicht: Die Probleme sind immer dieselben, die vermeintlichen Lösungsansätze sind immer dieselben, und dann sind immer welche dabei, die sich selbst uferlos gerne reden hören.

Man kennt das.

Betrachtungen über die Betrachtungen bei den Stadtteil-Sportgesprächen

Von Wolfgang Taubert

Ja, täglich grüsst das Murmeltier. Und das in mehrfacher Hinsicht: Die Probleme sind immer dieselben, die vermeintlichen Lösungsansätze sind immer dieselben, und dann sind immer welche dabei, die sich selbst uferlos gerne reden hören. Man kennt das.

Faszinierend ist jedes Mal, dass bei der theoretischen Bewältigung der Aufgaben die Betrachtungs- und Zuständigkeitsebenen stets aufs Neue durcheinander geraten. Wenn bei den sehr interessanten und notwendigen Stadtteilgesprächen „Stadt macht Sport Platz“ nach den obligatorischen Verschmutzungsbeiträgen die Rede auf die Verantwortlichkeiten bei der Öffnung von Sportplätzen und vor allem Schulsportplätzen kommt, wird es diffus. Die Palette reicht von den üblichen Ordnungsapellen bis hin zum drastischen Strafen-Register, und dann könnten ja noch Schüler oder ehrenamtliche (Sport-)Studenten dafür sorgen, dass die Bewegungsräume beispielsweise bis 20 Uhr beobachtet und dann abgeschlossen werden. Ein Schelm, wer dabei schelmisch lacht.

Genau hier beginnt der tägliche Irrsinn. Wer meint, wachsende kommunale Aufgaben durch immer mehr Ehrenämter bewältigen zu können, ist entweder blauäugig oder frech oder Politiker, der täglich denselben Käse wiederkäut. Sagen wir es einmal so: Wir schaffen das, meinte einst unsere Kanzlerin, als es um die gewaltigen Aufgaben bei der Bewältigung der Flüchtlingsströme ging. Inzwischen sind diese Ströme gegenwärtig zwar nur noch kleinere Bäche, aber die meisten der Menschen aus allen Ländern, die in den vergangenen Jahren zu uns kamen, sind (noch) da. Natürlich war „Wir schaffen das“ ein sehr leidenschaftlicher nationaler Motivationssatz – aber wer schafft das und was?

Auf der einen Seite turnt unsere Verteidigungsministerin nassforsch durch die Republik und forciert „ihre“ Bundeswehr-Auslandseinsätze auf der Grundlage von sehr fragwürdigen Mandaten. Auf der anderen Seite ist das „Ausland“ nicht nur schon längst da, es bereitet uns hier vor Ort – und nur vor Ort! – die täglichen Anforderungssorgen. Die Freiheit verteidigen wir – wenn jemals überhaupt – nicht am Hindukusch, sondern in Oberhausen und in der Hammerschmiede und in Haunstetten. Dort brennen die Bäume, nicht in den trockenen Wüsten dieser Welt.

Wir brauchen keine frustrierten und täglich verängstigten Soldaten in Afghanistan und Mali und sonst wo. All dieses militärische Säbelrasseln verschlingt nur enorm viel Geld und kaschiert die Probleme in diesen Ländern, mehr auch nicht. Wenn wir etwas dringend benötigen, dann sind es für die Begleitung der Kinder und Jugendlichen auf den geöffneten Sportplätzen und Schulhöfen wachsame und zumindest pädagogisch begabte Hausmeister und Platzwarte. Sehr gerne auch aus Kabul, sogar mit vielleicht noch nicht ganz so perfektem Deutsch. Denn bei Murmeltieren ist es ohnehin so, dass sie lieber pfeifen.

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