Selbst die zweite Garde triumphiert über 1860 München
Schon während der Mannschaftsbus von 1860 München noch im Stau vor sich hinbummelte kochten auf den Straßen Augsburgs die Vorwehen herannahenden Derbys: Bei Auseinandersetzungen zwischen den Ultras der beiden Lager auf der Flaniermeile kommt es zu Ausschreitungen, die Polizeibeamten machen von Pfefferspray und Schlagstock gebraucht und geraten auch selbst in die Schusslinie der Konfrontation. Am Ende der vorverlegten dritten Halbzeit gibt es 8 Verletzte und über 20 Festnahmen.
Als das Stadion sich füllt wird klar, dass es dem traditionsträchtigen Derby gelingen wird, den Rahmen gewöhnlicher Regionalligaspiele bei weitem zu sprengen: Der zuvor bestehende Rekord von 15224 Zuschauern zwischen Jahn Regensburg und dem FC Bayern II wird getoppt. Laut den offiziellen Zuschauerstatistiken haben sich zu dem in die WWK Arena verlegten Spiel 21219 Fans der beiden Vereine eingefunden. Ein Bild, das so manche Spieler des 1860 München wohl noch aus Bundesligazeiten kennen: Ein prall gefülltes Stadion farbprächtiger Fanfronten, die sich bei der Hoheit über die Akustik im Stadion genauso wenig Raum schenken wie die Spieler der sich ankündigenden Partie.
Schlussendlich schaffen es die Elf der Löwen mit mäßiger Verspätung auf den Platz – Schiedsrichter Pflaum eröffnet das Spiel. Nach einem gnadenlosen Ansturm der augsburger Elf in den ersten paar Spielminuten und zurückhaltenden Löwen, deren erste erwähnenswerte Leistung in der 8. stattfindet, als ein desorientierter Daniel Wein den Schiri zu Fall bringt, beginnt eine über alle Maßen ereignisreiche Partie. Es hagelt Riesenchancen auf beiden Seiten im Minutentakt und spätestens ab der gelben Karte an Mergel in der 29. wird auch klar, dass dieses Spiel noch einen guten Schlag ruppiger wird als sonst.
Tore bleiben jedoch bis jetzt aus. Kurz nachdem Hursan jedoch wegen einer Gesichtsverletzung nach einem Zusammenprall ausgewechselt wird gelingt der Clou: Richter kommt gegen Berzel und Koussou nicht durch, dreht ab und dribbelt zur Grundlinie. Dort angekommen feuert er den Ball scharf in die Mitte, wo Bekiroglu den Fuß im richtigen Moment hinhält und die U23 des FCA kurz vor der Halbzeit in Führung bringt.
In den ersten 10 Minuten der zweiten Halbbzeit hagelt es Karten, danach die Tore. Helmbrecht und Andermatt sehen vor der 60. Spielminute Gelb, woraufhin sich ein Schützenfest utopischen Ausmaßes anbahnt:
61. Spielminute: Mergel zieht ab und Hiller kriegt den Fuß gerade noch dazwischen, rechnet jedoch nicht damit, dass seine Verteidiger unserer 18 am kurzen Pfosten den Nachschuss gewähren. 2:0 Augsburg. In der 65. scheitert Koussou zunächst, Kindsvater jedoch gelingt die Flanke in den Fünfmeterraum, wo Ziereis per Kopf das 2:1 erzielt. Die Löwen sehen wieder Land und geben sich scheinbar einer kurzen Verschnaufspause hin: Noch in der selben Spielminute marschiert Bekiroglu zum gegnerischen Tor und erzielt aus 16 Metern souverän das 3:1.
Den Fans aus München ist die ungewohnte Stimmung der brechend vollen WWK-Arena mittlerweile scheinbar zu Kopf gestiegen. Als die Bengalos aus der Gästetribüne Richtung Spielfeld fliegen unterbricht Schiri Pflaum die Partie bis der Rauch sich wieder verzogen hat. Helmbrecht gelingt in der 82. schließlich das 3:2, doch den verdienten Sieg gelingt es den Löwen der Heimmanschaft auch trotz knapp 5 Minuten Nachspielzeit nicht mehr zu nehmen.
Ex-Augsburger und jetziger Kapitän der weiß-blauen Sascha Mölders trifft diesmal nicht doch gibt ein ehrliches Statement zum Spiel ab: „Wir haben verdient verloren. Fußball ist einfach: Wir haben vorne die Chancen liegen gelassen und hinten schlecht verteidigt“ Nach der zweiten Saisonniederlage führen die Münchner die Tabelle weiterhin an, bis sie mal wieder im großen Derby ihr Päckchen kriegen wie zuletzt 2011 haben die Löwen jedoch noch einen langen Weg vor sich.
Text: Jan Gehlert
Fotos by Thomas Hiermayer | Fotoanfragen an ed.re1728337207yamre1728337207ih@ei1728337207fargo1728337207tof1728337207