PIOTR TROCHOWSKI und sein Werdegang
Er spielte mit Oliver Kahn beim
FC Bayern, bildete mit Rafael
van der Vaart ein Zauber-Duo,
legte Roy Makaay, Claudio Pizarro
und Giovane Elber die Bälle auf und
verlor im EM-Finale 2008 mit Deutschland
unglücklich gegen Spanien 0:1.
Seit Juli schnürt Piotr Trochowski seine
Schuhe für den FC Augsburg. Dass
Augsburg einen solchen Weltstar bei
sich im Kader hat, ist dem vielen Pech
des Vize-Europameisters zu verdanken.
Denn eigentlich war Trochowski für
Größeres bestimmt. Mit 15 wechselte er
zum FC Bayern. „Ich kam von St. Pauli
nach München. Ich war plötzlich 750
Kilometer von Zuhause weg. Das war
nicht ganz einfach, aber wir hatten bei
Bayern ein Jugendhaus mit 15 Jungs,
die alle das gleiche Schicksal teilten.
Bei uns gab‘s nur Fußball. Unser Haus
war direkt neben dem Trainingsplatz
der Profis. Wir standen oft am Fenster
und haben zugeschaut, wie die Stars
trainieren.“
Mit 17 ist auch Trochowski einer der
Stars. Gegen Hannover wird er 2003
beim Stand von 0:2 eingewechselt, am
Ende spielt Bayern 2:2. „Da sind so
viele Sachen auf einmal passiert, dass
man das gar nicht genießen konnte“,
erinnert er sich. Der Wunsch, auch mal
in der Heimat zu spielen, war aber ein
Jahr später größer. Eine Million Euro
überwies der HSV an die Bayern. „Dort
erlebte ich meine sportlich erfolgreichste
Zeit. Wir haben um die Meisterschaft
gespielt, waren in der Champions-League
und standen im Halbfinale des
Europa-Cups.
Aber wir spielten mit
Hamburg auch gegen den Abstieg. Da
kamen viele Sachen zusammen.“
Turbulenter ging es da nur beim FC
Sevilla, Trochowskis nächster Station,
zu. „Zu Beginn meiner Zeit musste ich
mich um Banksachen kümmern. Mit
meinem gebrochenen Spanisch gehe
ich in die Filiale und da kommen mir
um 10 Uhr vier Mitarbeiter entgegen,
die gerade gehen. Innendrin ist nur eine
Mitarbeiterin und eine lange Schlange.
Als ich dann fragte, wohin die vier
gegangen wären, hieß es, die gehen
erstmal frühstücken…“ Sportlich läuft
es zunächst gut, doch eine zweite Knieoperation
ist eine zu viel. Der Verein
kündigt Trochowski trotz laufenden
Vertrags, der Profi geht gerichtlich dagegen
vor, muss sich in der Zeit aber
privat fit halten. Auch sämtliche Reha-
Termine bezahlt er aus eigener Tasche.
Ein verlorenes Jahr, wie er selbst sagt.
Über ein Probetraining empfahl sich
der 35-fache Nationalspieler im Sommer
2015 beim FCA. „Meine Verpflichtung
war ein Risiko. Mir hatte doch keiner
mehr die Bundesliga zugetraut“, erklärt
er. In der Hinrunde spielte der Standardspezialist
viermal in der Liga und
fünfmal in Europa. Dabei gelangen
ihm zwei Tore und eine Vorlage. Sein
Treffer zum 1:0-Sieg in Alkmaar bedeutete
der ersten Europacup-Sieg der
FCA-Geschichte. Ein weiteres Kapitel
in Trochowskis Fußballer-Karriere.
Mit freundlicher Unterstützung des Augsburg Journal