Modellsport: In der TSV-1871-Sporthalle wird Vollgas gegeben
Die Motorsportabteilung des TSV 1871 Augsburg in Oberhausen ist zwei Tage Gastgeber für den Tamiya Euro Cup und räumt reihenweise Spitzenplätze ab.
Zwei Tage stand die Turnhalle des TSV 1871 Augsburg ganz im Zeichen des Modellrennsports. Rund 80 Modellsport-Fans brachten beim Euro Cup der japanischen Marke Tamiya ihre kleinen, selbst optimierten Fahrzeuge in acht verschiedenen Klassen an den Start, darunter die schnellsten Autos der M-Chassis, aber auch Top-Stocks, Race-Trucks oder Euro-Tourenwagen.
Immer wieder ganz vorne in den Ergebnislisten tauchten dabei die routinierten Fahrer des gastgebenden Vereins auf, die reihenweise Spitzenplätze abräumten. Darunter Simon Lauter mit Rang zwei in den M-Chassis sowie einem Sieg in der Euro-TW-Klasse. Hier gingen mit seinen drei Vereinskameraden Dominik und Kevin Schmid sowie Marc de Witt gleich auch noch gleich die weiteren vorderen Plätze an den TSV 1871 Augsburg. In der Klasse Top Stock setzte sich Rainer Grimminger mit zwei Siegen und einem zweiten Platz in den drei Läufen durch.
Es war also ein recht erfolgreiches Wochenende für die Gastgeber, die in mehrstündiger Arbeit in der Mehrfachturnhalle des Vereins die Rennstrecke samt Fahrerlager aufgebaut hatten. Groß war allseits die Freude, dass das Rennwochenende trotz der Corona-Pandemie über die Bühne gehen konnte. Der Verein um Vorstand Walter Lenz hatte sich sorgsam um die Einhaltung der Regeln gekümmert, jeder Teilnehmer musste sich einem Test unterziehen, in der Halle Maske tragen und Abstände einhalten. Für eine Beeinträchtigung des Renngeschehens sorgte das nicht, versichert auch Gastfahrer Simon Wagenpfeil vom AMSC Augsburg, der die Wertung der M-Chassis mit gleich drei Siegen in den A-Finals gewonnen und Favorit Simona Lauter auf Rang zwei verwiesen hatte. „Wir sind sehr froh, dass wir hier fahren durften, egal unter welchen Auflagen. Alles ist besser, als gar nichts machen zu dürfen“, sagte Wagenpfeil und sprach damit vielen Teilnehmern aus dem Herzen.
Ãœber den sportlichen Ablauf wachte am Technikstand auf der Galerie Rennleiter Michael Siegler, der die Ansagen zur Startaufstellung machte, das Streckenposten-Personal zur Ordnung rief und die Zeitmessung im Griff hatte. „Hier wird die Zeit auf die Tausendstel Sekunde genau gemessen. Es ist eigentlich alles wie im Formel-1-Rennsport, nur eben im Kleinen“, sagte der Erlanger, der auch als Berater für die Euro Cup-Serie arbeitet. Als leidenschaftlicher Modellbauer und -fahrer weiß er natürlich, wieviel Zeit und Geld die Kollegen in ihre Fahrzeuge stecken, und auch wieviel diszipliniertes und konstantes Training nötig ist, um konkurrenzfähig zu werden.
Ãœber Jahre hinweg gilt es, die Fingerfertigkeit an der Fernbedienung so zu trainieren, dass die kleinen Boliden so schnell wie möglich, aber dennoch fehlerfrei und ohne Speedverlust durch die Kurven jagen. Aufgrund der regionalen Ausrichtung und des kleinen Teilnehmerfeldes ist daher der Tamiya Euro Cup gerade für Einsteiger perfekt geeignet. Etablierte Fahrer wie Lauter, Wagenpfeil oder die Schmids, die auch regelmäßig in höheren und professionelleren Serien antreten, geben hier den Neulingen Tipps, wie sie die Basissätze der Autos verändern können, um Grip, Aerodynamik und Tempo zu verbessern. So sei die Serie die eine perfekte Plattform, sich gegenseitig auszutauschen, bestätigen die Fahrer. Meist sind es ohnehin modell- und motorsportbegeisterte Väter, die ihre Kinder mitreißen. So war es auch bei Simon Lauter, einem der erfolgreichsten Fahrer des TSV 1871 Augsburg. Der 26-Jährige begann sich schon mit fünf Jahren, Modellautos zu steuern, mittlerweile fährt er in den hochklassigen Serien und durfte sich bereits einmal sogar Taniya-Weltmeister nennen, als er bei den Titelkämpfen in Japan eine Klasse gewann.
Beim TSV 1871 Augsburg blickt der Modellsport auf eine lange Tradition, auch der jetzige Vorsitzende Walter Lenz kam durch diese Abteilung erst zum Verein. Noch immer juckt es ihn in den Fingern, wenn er die Fahrer auf der Galerie der Halle dabei beobachtet, wie sie unter höchster Konzentration und Anspannung ihre Rennwagen lenken. „Da würde man am liebsten wieder selbst mitmachen“, so Lenz. Damit die Mitglieder in seinem Verein auch weiterhin besten Bedingungen für ihre Rennautos vorfinden, soll nun auch das Außengelände um eine weitere Rennstrecke ergänzt werden. Eine Asphaltstrecke gibt es bereits, nun soll noch eine Offroadstrecke dazukommen. Nur wegen der Corona-Pandemie konnte ein bereits zugesicherter, ausgedienter Rollrasen noch nicht abgeholt werden. Doch Lenz hofft, dass es bald klappen wird. Dann können die Modellsportler nicht nur auf dem Teppich in der Vereinshalle, sondern auch auf der Geländestrecke ihr Können unter Beweis stellen. (nalk)