Herzog und Aigner gehen mit Zuversicht in die Entscheidungen

Verfasst am Mittwoch, 28. Juli 2021 von Angela Merten

C1-Damen mit olympischem Debüt

Nach den beiden Medaillenerfolgen durch Ricarda Funk und Sideris Tasiadis, wurde am Mittwoch die Strecke in Tokyo noch einmal auf den Qualifikationskurs von Sonntag zurückgebaut. Schließlich sind in der olympischen Medaillenvergabe noch zwei Kategorien offen. Neben dem Kajak-Einer der Herren dürfte eine Entscheidung ganz besondere Aufmerksamkeit bekommen. Der Canadier-Einer der Damen wird zum ersten Mal auf olympischer Bühne ausgetragen. Bei internationalen Großveranstaltungen längst angekommen und fest integriert, hat die größte Sportveranstaltung der Welt noch einige Zeit auf sich warten lassen – durch die Corona-Pandemie nun auch noch ein Jahr länger.

Am Start steht neben der Bronzemedaillengewinnerin im Kajak-Einer gestern Jessica Fox (Australien) auch die Weltranglisten-Zweite aus Großbritannien Mallory Franklin – die Startliste umfasst insgesamt 22 Athletinnen. Für all die jungen Frauen, die bei Weltmeisterschaften und Weltcups seit Jahren aufeinandertreffen, ist das alles hier doch irgendwie noch einmal etwas ganz Neues. Auch die Wahl-Leipzigerin Andrea Herzog ist sich ihrer Rolle im internationalen Reigen durchaus bewusst. Als amtierende Weltmeisterin und mit dem Weltcup-Sieg in Markkleeberg im Juni beim letzten großen internationalen Vergleich vor den Spielen, kommt ihr sicherlich eine Favoritenrolle zu. „Das gibt mir Selbstvertrauen, macht mir manchmal aber auch Druck. Das ist nicht so einfach, damit umzugehen.“ Bei der heutigen Qualifikation hieß es erst einmal, in den Wettkampf hereinzukommen. Im ersten Lauf war ihr im Ziel anzusehen, dass das noch Potential ist: „Der erste war nicht so, wie ich ihn mir gewünscht habe. Aber das konnte ich dann verbessern. Ich bin sehr glücklich mit meinem zweiten Lauf.“ Dort unterbot sich die 21-jährige nämlich um über sieben Sekunden – die Berührung aus dem ersten Lauf mit eingerechnet. Schneller fuhr anschließend nur noch die Britin Franklin. Für Herzog hätten es ruhig auch noch ein paar mehr sein dürfen: „Ich wollte nicht als letztes starten müssen und so viel Druck haben.“ Der Fahrplan für die morgigen Läufe ist aber klar: „Ich muss mich jetzt auf mich konzentrieren und sehen, dass ich meine Leistung abrufe. Ich weiß, dass da viele andere gute Sportlerinnen in meinem Rennen sind und werde mein bestes geben müssen, um eine Medaille zu gewinnen. Aber das will ich ja auch machen.“

Der Augsburger Hannes Aigner schien im ersten Lauf noch nicht so recht hineinzufinden: „Es war schwer, weil das heute das erste Mal seit Samstag für uns gewesen ist, dass wir wieder auf Wildwasser fahren können. Da brauchte ich ein bisschen Zeit im ersten Lauf, um mich wieder an den Kurs zu gewöhnen.“ Zunächst auf Rang elf im Ziel, machte es der 32-jährige anschließend deutlich besser und brachte eine schnelle Zeit über die Linie. „Im zweiten habe ich mich dann viel sicherer gefühlt. Mein Ziel war es, eine gute Startposition, eher am Ende des Semifinales zu bekommen. Damit habe ich die Chance, den anderen zuzuschauen. Bei dieser schweren Strecke kann ich mir so noch anschauen, wie die anderen die tückischen Kombinationen fahren.“ Und das schaffte er auch. Mit 90,14 Sekunden zeigte er die beste Fahrzeit des Tages und sprang an die Spitze des Tableaus. Doch gleich darauf kam auch wieder die nüchterne Betrachtung des Sportsoldaten: „Ich bin glücklich mit meinem Lauf, aber der ist am Freitag nichts mehr wert. Da muss ich meine Leistung erneut zeigen.“ Nachdem er in London 2012 Bronze gewann, war es in Rio 2016 der undankbare vierte Rang. Nun, bei seinen dritten Spielen, ist er ganz klar im Fokus und hat an sich gearbeitet: „Ich habe daran die letzten 5 Jahre jeden Tag im Training gedacht. Es ist mein großes Ziel, wieder auf dem Podium stehen zu dürfen, aber das wird hart. Ich hoffe, dass ich mich seitdem entwickelt und verbessert habe. Im Training habe ich probiert, ein bisschen aggressiver zu fahren, da ich gelernt habe, dass die sichere Linie nicht reicht, um richtig schnell zu sein. Deshalb versuche ich jetzt, etwas mehr Risiko einzugehen.“ Doch die Konkurrenz ist stark und jeder kleine Fehler wird hart bestraft: „Wir sind so viele gute Paddler im Rennen und der Druck ist ziemlich hoch. Wir haben ein halbes Jahrzehnt daraufhin trainiert. Das wird spannend.“

Mit Gold und Bronze hat der DKV bereits eine gute Vorleistung bei den Spielen erbracht. „Es ist toll, dass Ricarda und Sideris die Medaillen gewonnen haben. Das ist gut für den Verband und für die Förderung. Eine bessere Werbung können wir uns nicht vorstellen. Ich hoffe einfach, dass Andrea und ich daran anschließen können“ blickt Aigner zuversichtlich in Richtung Finale. Für Herzog war es nicht ganz einfach, sich mit den beiden zu freuen, aber auch den Fokus auf die eigene Leistung zu behalten: „Ich versuche den Mittelweg zu finden. Ich habe mich sehr für Sideris und Ricarda gefreut. Gestern bin ich mit ihr zusammen zum Abendessen gegangen, damit wir beide erst einmal ein bisschen herunterkommen können. Heute früh waren wir noch gemeinsam beim Frühstück, bevor sie zu einer Reihe von Medienterminen musste. Und bei mir ging es dann ja auch direkt zur Strecke. Wir sind gute Freunde, da ist das schon ok.“

Ergebnisse:

C1w: 1. FRANKLIN Mallory (GBR) 105,06 (2), 2. HERZOG Andrea (GER) 106,34 (0), 3. FISEROVA Tereza (CZE) 109,16

K1m: 1. AIGNER Hannes (GER) 90,14 (0), 2. DE GENNARO Giovanni (ITA) 90,65 (0), 3. DELFOUR Lucien (AUS) 91,10 (0)

 

Text und Bildquelle: Philipp Reichenbach / DKV

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