Fußball-Schiedsrichter-Vereinigung Augsburg ehrt Mitglieder

Verfasst am Montag, 27. Juni 2022 von Thorsten Franzisi

Drei neue Ehrenmitglieder, ein neuer Ehrenobmann

Beim Ehrungsmarathon in der Neusässer Stadthalle sticht auch die Auszeichnung von Artur Alt für 62-jährige Mitgliedschaft heraus. Der 83-jährige Steppacher ist noch Woche für Woche aktiv.

Zweieinhalb Jahre war es wegen der Corona-Pandemie nicht möglich gewesen, treue Mitglieder in würdigem Rahmen zu ehren. Das holte die Fußball-Schiedsrichter-Vereinigung Augsburg jetzt nach. In der Neusässer Stadthalle wurden mehrere Dutzend Unparteiische für ihr langjähriges Engagement ausgezeichnet. Unter den zahleichen Ehrungen stachen zwei heraus: Artur Alt erhielt für seine 62-jährige Mitgliedschaft, während der der Steppacher bislang mehr als 8300 Spiele geleitet hat, die Verbandsplakette des Bayerischen Fußballverbandes. Das Besondere: Der 83-Jährige pfeift, so oft es geht, immer noch aktiv Spiele. Alt war über 31 Jahre in der Bezirks- und Landesliga eingesetzt, er fungierte innerhalb der Vereinigung auch drei Jahrzehnte als stellvertretender Obmann und Einteiler. Beim jetzigen Ehrungstag ernannte die Gruppe zudem ihren ehemaligen Vorsitzenden Thomas Färber zum Ehrenobmann. Färber führte die Augsburger Schiedsrichter von 2013 bis 2021 als Vorsitzender und war vorher genauso lang stellvertretender Obmann. Und noch etwas Besonderes: Sowohl Färber als auch Alt feierten am Ehrungstag Geburtstag.

Der 41-jährige Färber, der Mitglied der SpVgg Bärenkeller ist, habe während seiner achtjährigen Amtszeit die Augsburger Referees mit Geschick geführt, stellte der amtierende Obmann Stefan Sommer fest. Färber habe in seinen beiden Amtsperioden jeweils ein erfolgreiches Führungsteam aufgebaut. „Unter seinem Wirken wurde das Grundlagenpraxis-Seminar neu erfunden. Er hat das Notfall-Telefon eingeführt, bei dem keiner unserer Schiedsrichter alleingelassen wird, wenn er vor dem Spiel, auf dem Feld oder nach dem Spiel einmal nicht weiter weiß. Und als herausragendes i-Tüpfelchen wurde unter seiner Führung die 100-Jahr-Feier im Jahre 2019 geplant, organisiert und durchgeführt“, listete der Laudator die Verdienste seines Vorgängers auf.  

Damit noch lange nicht genug der Ehre: Mit Heinz Groß, Gerhard Mühlbauer und Max Wagner wurde der Kreis der Ehrenmitglieder um drei erweitert. Das Trio habe über Jahre hinweg „großartige Verdienste in der und vor allem für die Schiedsrichtervereinigung Augsburg erbracht“, würdigten die Laudatoren Manfred Kranzfelder (zugleich Landeslehrwart) und Martin Meyer (Vorsitzender des Bezirks-Sportgerichtes). Beide standen als Obmänner schon mal selbst an der Spitze der Gruppe.  
Angesichts der großen Zahl an Ehrungen verzichteten die Ausrichter aus Zeitgründen diesmal auf einen Festredner und auf musikalische Begleitung. Dennoch freuten sich die mehr als 100 Anwesenden über den würdigen, festlichen Rahmen mit Speis und Trank. „Die heutige Veranstaltung ist nicht nur ein Tag der Präsentation der Verdienste unserer Ehrungskandidaten. Er ist auch ein Tag des Dankes für das Geleistete“, sagte Obmann Sommer. Man habe schnell nach Ausbruch der Pandemie lernen müssen, was es bedeutet zu entbehren – und zwar in sportlicher Hinsicht. Die Vereinigung habe gelernt, mit dem Virus umzugehen. Online-Regelteste wurden durchgeführt, Schiedsrichter auf Zoom versammelt. Im September 2020 wurde die erste Monatsversammlung wieder in Präsenz abgehalten, und zwar im Freien im Neusässer Lohwaldstadion unter strengster Einhaltung der Corona-Maßnahmen.

„Leider hat die Pandemie auch enorme Auswirkungen auf unsere Vereinigung gehabt“, stellte der Obmann fest. Bei einer Abfrage zu Beginn des Jahres habe man eine Vielzahl von Rückmeldungen bekommen, dass Schiedsrichter – alt wie jung – aufgrund der noch unklaren Lage bis 30. Juni 2022 vorerst pausieren wollen. „Deren Entscheidung akzeptieren wir. Doch leider befanden sich darunter Schiedsrichter, die teilweise drei Spiele pro Woche gepfiffen haben. Dieser Umstand muss erst einmal ersetzt werden“, so Sommer.

Die Augsburger Unparteiischen können sich einem derzeit vorherrschenden bundesweiten Trend nicht entziehen: Weil es ein Überangebot an Freizeitgestaltungsmöglichkeiten gibt und insbesondere die junge Generation andere Prioritäten setzt, wird die Suche nach Personal immer schwieriger. Außerdem nimmt laut Sommer seit Jahren der Respekt vor Unparteiischen auf den Amateursportplätzen ab. „Ich würde mir wünschen, dass wir alle – Spieler, Trainer, Mannschaftsverantwortliche, Zuschauer und Schiedsrichter – gewissen Auswüchsen viel stärker vor Ort entgegentreten anstatt oftmals nur leise missbilligend am Seitenrand zu verharren. Denn Schiedsrichter sind auch nur Menschen, sie dürfen kein Freiwild sein“, sagte der Vorsitzende.

Es liege vor allem an den Vereinen selbst, zu entscheiden, ob und zu wie vielen Spielen ein geprüfter Schiedsrichter künftig kommt. Dazu müssten sie in ausreichender Zahl geeignete Kandidaten zu Neulingskursen entsenden. Ob eine verbandsintern diskutierte Erhöhung der Strafzahlung für jeden nicht gestellten Referee, die ein Verein entrichten müsste, etwas bringt, bezweifelt der Obmann. Sommer: „Ich tendiere eher zu einem Punktabzug während des laufenden Wettbewerbs oder aber zur Verlegung von Heimspielen auf neutrale Plätze.“

Der Obmann sieht in den langjährigen, treuen Mitgliedern, die am Ehrungstag zahlreich teilnahmen, „wichtige Botschafter“: „Sie werden von ihren Kameradinnen und Kameraden als Vorbilder und Fundament unserer Gruppe empfunden – und dies völlig zu Recht“, so Sommer abschließend.  

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