FC Augsburg trotzt FC Bayern einen Unentschieden ab!

Verfasst am Samstag, 19. Oktober 2019 von Thorsten Franzisi

2:2 gegen die Bayern Richter und Finnbogason treffen – „ein gefühlter Sieg“

Der FC Augsburg schockt den FC Bayern München! Alfred Finnbogason konnte in der Nachspielzeit nach einem Querleger von Sergio Cordova wenige Meter vor dem Bayern-Tor einfach einschieben und markierte den späten Ausgleich für die Fuggerstädter, für die sich das 2:2 wie ein Sieg im Bayern-Derby anfühlen dürfte. Nach nur wenigen Sekunden lagen die Bayern durch einen Treffer von Marco Richter zurück.

Mit Heimschläfer-Taktik zum Erfolg! Weil FCA-Trainer Martin Schmidt nach der peinlichen 1:5-Pleite gegen Borussia Mönchengladbach neue Akzente setzen wollte, ließ er es vor dem Spiel gegen die Bayern offen, ob die FCA-Spieler daheim oder im Mannschaftshotel schlafen. Am Ende war es nur einer (Alfred Finnbogason), der  auswärts nächtigte, alle anderen blieben daheim. Und so konnte Marco Richter persönlich seinem Vater Christian zum Geburtstag gratulieren, ehe er sich früh nach Hause verabschiedete und im eigenen Bett schlief, bevor sich die Mannschaft am Samstagvormittag zur Besprechung im Hotel traf.

Jedenfalls machte Marco seinem Vater Christian ein Versprechen. „Gegen die Bayern erziele ich ein Tor“ – und  wie es sich für einen wohlerzogenen Jungen gehört, erfüllt er sein Vorhaben und traf nach 28 Sekunden gegen den FC Bayern München. Den Verein, zu dem ihn der Papa in der Jugend immer ins Training fuhr. „Über das Tor freue ich mich natürlich. Der Treffer war nicht einstudiert, auch wenn er vielleicht so aussah. Ich habe gesehen, dass Rani Khedira zum Kopfball kommt, habe geschrien und mit dem ersten Kontakt geschossen. Dass der  dann so reingeht, ist natürlich klasse. 

Ein Tor gegen Manuel Neuer ist auch cool“, so Richter. Es war der überraschende Auftakt eines Derbys, das so schnell nicht in Vergessenheit gerät, weil das Spiel weiterhin so viele Geschichten schrieb: Da war die schwere Verletzung von Niklas Süle bereits in den Anfangsminuten. Beim Innenverteidiger besteht sogar der Verdacht auf einen Kreuzbandriss, wie Bayern-Trainer Niko Kovac zerknirscht erzählen musste. Da war das  Tor von Robert Lewandowski, der schon zum 19. Mal gegen Augsburg traf. Da waren die wackligen Abwehraktionen von Tomas Koubek, immer wieder begleitet von einem Raunen des Publikums. 

Trotzdem zeigten die Bayern eine uninspirierte Leistung, auch weil der FCA in der Abwehr sehr stark stand, gleichzeitig aber auch gut presste, teilweise wurden die Innenverteidiger schon angegangen. Das gefiel der WWK-Arena so sehr, dass es beim Halbzeitstand von 1:1 Standing Ovations gab. Als kurz nach Wiederanpfiff   Serge Gnabry in Arjen-Robben-Manier, also von außen nach innen dribbelte und abzog, dachte man sich: Okay, das sind halt die Bayern. Dass dann aber ausgerechnet Koubek zum Matchwinner avancierte, war nicht absehbar.

Mehrfach wehrte der Tscheche den Ball erfolgreich ab, die Fans honorierten es mit Applaus und Anfeuerungen. Ausgerechnet Koubek, der laut Sport Bild das Handtuch über der Hüfte trage und nicht fit sei. Er gab in dieser Phase die richtige Antwort auf die Kritik. In der Sportschau sagte er: „Ich habe den Moment genossen, als das Stadion explodiert ist. Es waren schwierige Spiele.“  

Den Print-Journalisten wollte Koubek keine Einschätzung seiner Situation geben. Und doch war er nur ein Teil des erfolgreichen Samstagnachmittags, denn den Schlusspunkt setzten die eingewechselten Alfred Finnbogason und Sergio Cordova. Der Venezolaner setzte sich stark gegen Weltmeister Lucas Hernandez durch und spielte punktgenau zu Alfred Finnbogason, der in der 91. Minute zum 2:2 traf und die Bayern so schockte. Davor hatte ausgerechnet Thomas Müller die Möglichkeit auf 3:1 zu erhöhen, scheiterte aber aus elf Metern freistehend. 
Aufgrund des Spielverlaufs analysierte Rani Khedira simpel: „Geiler Start, geiles Ende und dazwischen ein geiler Torwart. Ein gefühlter Sieg.“ Auch Martin Schmidt war nach dem Remis happy: „Wir wollten zeigen, dass wir als Team bestehen können und Mentalität haben. Wir haben eine eigene Geschichte geschrieben, sind acht, neun Kilometer mehr gelaufen als der Gegner und haben uns am Ende mit einem Punkt belohnt. Das war ein wichtiges Zeichen an die Liga!“

Doch die Frage bleibt: Welches Gesicht gehört nun zum FCA? Ist es die Mannschaft, die aufopferungsvoll füreinander kämpft und so den Bayern ein Unentschieden abknöpft oder ein FCA, der sang- und klanglos untergeht, wie zuletzt in Mönchengladbach?

„Aktuell haben wir leider zwei Gesichter. Was vor zwei Wochen geschehen ist und die letzten Wochen generell,  ist nicht unser Anspruch. Wir haben uns zusammengerauft, viele Gespräche geführt, was wir ändern können. Was  das bringen kann, haben wir gegen die Bayern gesehen. Aber wir dürfen das nicht nur gegen die Champions zeigen, sondern Woche für Woche. Und wenn wir das hinbekommen, werden wir wieder unser normales FCA-Gesicht zeigen. Dann holen wir genügend Punkte, um unser Ziel zu erreichen.“ Konkret nannte Khedira das bessere taktische Verhalten, die höhere Kommunikation und Abstimmung, aber auch, dass man auf den freien Tag verzichtete und stattdessen eine weitere Einheit einlegte.

„Wir haben uns die freie Zeit gestrichen, um intensiver arbeiten zu können. In der Bundesliga geht es um  Nuancen. Gegen die Bayern hat man den kleinen Schritt gesehen, den man umsetzen kann. Das müssen wir nun Woche für Woche zeigen. Vielleicht war die Sache mit dem heimischen Bett ein kleiner psychologischer Trick. Das hat sich gelohnt“, erklärte Khedira. Und die Idee mit dem Heimschlafen findet auch Marco Richter gut. „Das können wir gerne beibehalten“, grinste er. Text Dennis Amedovski Augsburg Journal / Fotos Thomas Hiermayer

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