Ereignisreiches Wochenende auf Kanustrecke am Eiskanal
Beim Finale der „Sichtung Kanuslalom“ am Wochenende am Augsburger Eiskanal geht es um die Nationalkader-Plätze in der Jugend- und in der Leistungsklasse (jeweils drei für Damen und Herren im Kajak K1 und im Canadier C1)
Nur wer hier erfolgreich ist, kann für den DKV bei den European Games `23 in Krakau und der WM `23 nahe London starten und so seine Chance auf einen der Startplätze bei Olympia `24 in Paris wahren. So gehen auch die Sportler*innen, die beim ersten Teil der Sichtung vergangenes Wochenende sehr gute Ergebnisse erzielt hatten, mit voller Konzentration in die letzten beiden Rennen.
Richarda Funk (KSV Bad Kreuznach/KSA), Weltmeisterin K1 von 2022, hat in Markkleeberg ihre Topposition behauptet, sieht aber dennoch die Möglichkeit, „noch an einigen Stellschrauben zu drehen“, wie sie am Mittwoch auf einer Pressekonferenz im Orga-Zentrum am Eiskanal verriet. Vereinzelte „Zweier“, also zwei Strafsekunden nach Torstabberührung, will sie abstellen. Hannes Aigner (Augsburger Kajak Verein, K1) hingegen muss nach nicht optimalen Ergebnissen nun im zweiten Teil der „Quali“, wie die Sichtung im Paddler-Jargon genannt wird, Spitzenresultate liefern, wenn er wieder einen Platz im Nationalkader sichern will. Der 34-Jährige muss dabei unter anderem den zehn Jahre jüngeren Noah Hegge (Kanu Schwaben Augsburg) überholen, der mit bisher zwei zweiten Plätzen gute Ausgangschancen hat. Ihre Chancen auf das Nationalkader hat Emily Apel (KSA) mit dem vierten Rang nach Markkleeberg gewahrt. Die 21-Jährige sieht nun die Chance, 2023 schon in der K1-Leistungsklasse Erfahrungen zu sammeln, hat aber auch die Perspektive des U23-Kaders.
Ihre drei Jahre ältere Schwester Elena Lilik (KSA) geht mit doppelter Belastung in die Rennen. Sie startet sowohl im K1 wie auch im C1 – in beiden Disziplinen sehr erfolgreich. Dies erfordere jedoch, so schilderte sie den Medienvertretern, ein Höchstmaß an Konzentration in und zwischen den Rennen. Körperliche Regeneration und psychische Entspannung, auch mit Yoga, müssen da genau getaktet sein. „Vielleicht wirke ich deshalb an Renntagen oft sehr streng“, bekannte sie. Aber beide Disziplinen sind für sie gleich attraktiv, eine Entscheidung zwischen Kajak und Canadier steht noch nicht an.
Eine feste Größe im Canadier ist auch in dieser Saison Weltmeister Sideris Tasiadis (KSA). Das er wegen Corona im Februar den Warmwasser-Kurs auf La Reunion verpasst hat, hat seine Vorbereitung nicht beeinträchtigt. Wie auch in den vergangenen Wintern hat er einen Großteil der Vorbereitung am Eiskanal absolviert.
Am Rande des Pressegesprächs äußerte sich der Cheftrainer Kanuslalom, Klaus Pohlen, auch zur Frage der Teilnahme russischer und belarussischer Sportler an internationalen Wettkämpfen, für die sich Thomas Konietzko, Präsident der International Canoe Federation (ICF), am Samstag im ZDF ausgesprochen hatte. Er persönlich könne die Haltung des Spitzenfunktionärs nicht teilen, so Pohlen, und sehe in seinem Bereich auch nicht, dass eine Mehrheit der Sportlerinnen und Sportler dafür wäre, wie Konietzko angeführt hatte.
Der ZEITPLAN für Samstag und Sonntag, 29. und 30. April: Halbfinal-Rennen der K1 Herren ab 9 Uhr, der C1 Damen ab 10 Uhr. Die entsprechenden Finalläufe starten ab 12 Uhr. Um 14 Uhr startet das Halbfinale der C1 Herren, gegen 15 Uhr der K1 Damen. Die Finalläufe starten ab 17 Uhr. Der Eintritt zu allen Wettkämpfen ist frei.
Spektakuläre Duelle auf den Wellen
Am Montag, 1. Mai, findet auf der Olympiastrecke am Augsburger Eiskanal die Deutsche Meisterschaft im Kajak-Cross statt. Die besondere Kanuslalom-Disziplin gehört inzwischen fest zu Weltmeisterschaften und ist 2024 in Paris erstmals olympisch. Vier Kanut*innen starten gleichzeitig von einer Rampe ins Wildwasser, an den Toren und Engstellen gibt es oft heftiges Gerangel. Damit hätten sie sich erst anfreunden müssen, bekannten Spitzen-Slalomkanuten beim Pressegespräch am Mittwoch.
Aber bis die bisher „Boater Cross“ genannte Disziplin 2024 in Paris erstmals die Chance auf olympisches Edelmetall bietet ist sie jetzt für viele Kanut*innen hoch interessant. „Das war erst mal ungewohnt“, so K1-Weltmeisterin Richarda Funk (KSV Bad Kreuznach/KSA), mehrere Spitzenpaddler*innen äußerten sich ähnlich. Verständlich. Beim Kajak-Cross startet man in Kunststoffbooten, die schwerer und voluminöser sind als die flachen und spitzen Slalomboote. Beim Rennen kann man sich nicht allein auf Strömung, Wellen und Tore konzentrieren. Auch die Dynamik der drei Mitpaddler*innen muss beachtet werden. Auf dem Weg zum Ziel gilt es, wie im klassischen Kanuslalom, Tore zu passieren. Die sind allerdings viel größer und werden von zwei oder drei Kanuten zeitgleich angefahren. Das führt zu spektakulären Duellen. Die beiden Schnellsten jeder Startergruppe kommen eine Runde weiter.
Der ZEITPLAN für die DM im Kajak Cross: Ab 9 Uhr die Einzelzeitfahren, bei denen sich entscheidet, wer in den Ausscheidungen, den sogenannten „Heats“ starten darf. Ab 11 Uhr dann die Ausscheidungsrennen, die Finalrennen starten kurz nach 12 Uhr.
Der Eintritt zu allen Wettkämpfen ist frei.
Text und Bildquelle: Marianne Stenglein, Kanu Schwaben Augsburg