DKV bei der WM in Bratislava vom 22. bis 26. September
Tokio-Olympiasiegerin Ricarda Funk und die Olympia-Bronze-Gewinner Andrea Herzog sowie Hannes Aigner stehen bei den Kanuslalom-Weltmeisterschaften vom 22. bis 26. September in Bratislava (Slowakei) erstmals wieder nach Tokio an der Startlinie eines Slalom-Wettkampfes.
„Ich freue mich total, endlich wieder an den Start gehen zu dürfen. Es waren zwei lange Monate seit Tokio. Die waren sehr voll und auch sehr schön. Ich habe versucht alles zu genießen“, sagt Funk.
Jetzt freue sich die für Bad Kreuznach Startende, wieder einen Wettkampf zu bestreiten. „Bei so einem internationalen Höhepunkt wieder dabei zu sein, ist megacool.“ Dennoch, so räumte die 29-Jährige ein, „natürlich ist es auch eine riesengroße Herausforderung nach dem Traum Tokio noch einmal richtig anzugreifen. Aber irgendwie bin ich trotzdem heiß drauf. Und ich hatte auch nach Tokio direkt Bock, wieder Gas zu geben. Ich wollte einfach weiter an mir arbeiten, denn das ist das, was ich liebe und ich freue mich jetzt einfach wieder, dieses Wettkampfgefühl zu bekommen.“ Neben dem Kajak-Wettbewerb wird Ricarda Funk auch im Extremslalom antreten. Ihr Debüt in dieser Disziplin gab sie bereits beim Weltcup im französischen Pau vor zwei Wochen, kam aber über das Einzelzeitfahren nicht hinaus. Jetzt will sie bei der WM in Bratislava in dieser neuen olympischen Disziplin wieder angreifen.
Auch Kajakspezialist Hannes Aigner startet in zwei Disziplinen, wobei der 32-jährige Augsburger vor Jahren schon an einigen Extremslalom-Wettkämpfen erfolgreich teilgenommen hatte. Beim Weltcup im spanischen La Seu d’Urgell vor drei Wochen verpasste Aigner mit Platz vier knapp eine Medaille. Beim Slalom-Wettkampf möchte er natürlich vorn mit dabei sein, „auch wenn es so kurz nach Olympia nicht immer leicht war, den Fokus für die WM aufrechtzuerhalten.“ Auf der Strecke in Bratislava fühle er sich sehr wohl. „Ich bin dort schon viele Wettkämpfe gefahren, unter anderem auch die WM im Jahr 2011. Allerdings wurde hier vor einigen Monaten der Kanal umgebaut, deshalb habe ich hier nur wenige Trainingseinheiten, um die Strecke kennenzulernen.“ Besonders freue er sich, dass er auch im Extremslalom an den Start gehen kann.
Cheftrainer forderte Leistungsnachweis für WM-Teilnahme
Das deutsche WM-Team fällt mit acht Sportlerinnen und Sportlern diesmal klein aus. Grund sind die neuen Anforderungen des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV), um sich für Weltmeisterschaften zu qualifizieren. Die vier Olympia-Teilnehmer waren gesetzt, wobei Tokio-Bronze-Gewinner Sideris Tasiadis auf seinen Start im Canadier-Einer verzichtete. Für den Augsburger wäre es der dritte Saison-Höhepunkt gewesen, da er bei den Europameisterschaften im Mai um das Olympia-Ticket kämpfen musste. Die anderen Drei hatten es bereits gesichert.
Für alle anderen Athletinnen und Athleten waren die Weltcups in Spanien und Frankreich sowie ein zu erbringender Leistungsnachweis ausschlaggebend, um an der WM teilnehmen zu dürfen. Die Athleten bedauern nun die nicht mögliche Chance auf eine Team-WM-Medaille, aber Cheftrainer Klaus Pohlen erklärt: „Wir wollen für eine WM-Teilnahme internationale Maßstäbe ansetzen und nicht automatisch die besten drei Deutschen pro Disziplin starten lassen. Es muss ein Leistungsnachweis erbracht werden. Eine WM ist keine Plattform, um Erfahrungen zu sammeln. Dass die Leistungsanforderungen nicht zu hoch sind, hat Noah Hegge als Paradebeispiel gezeigt, der erst 22 Jahre als ist. Oder auch Andrea Herzog mit ihrer Olympia-Medaille, die noch ein Jahr jünger ist, hat gezeigt, dass man in diesem Alter schon in der Weltspitze mitfahren kann, auch Elena Apel mit ihren 23 Jahren.“ Auch an den Mannschaftswettbewerben, „die keine olympische Disziplin ist“, betonte Pohlen, könnten damit nur die Sportler teilnehmen, die das Leistungsvermögen nachgewiesen haben. „Eine Mannschaft muss sich auch über die Einzeldisziplin qualifizieren“, begründet Pohlen die Entscheidung.
Geschafft haben die Anforderungen nicht alle, weshalb nur im Kajak-Herren-Bereich alle drei möglichen Startplätze besetzt sind. Neben Aigner und dem Hammer Stefan Hengst hat auch der 22-jährige Noah Hegge die Normen erfüllt. „Ich bin sehr glücklich, dass ich mich bei den Weltcups für die WM qualifizieren konnte und meine erste WM in der Leistungsklasse fahren darf. Durch den Qualifikationsmodus ist die Vorbereitung auf die WM definitiv nicht die beste“, sagt Hegge. Aufgrund des Umbaus der Strecke im Winter „sind neue Wellen und Walzen entstanden. An den neuen Charakter der Strecke muss man seinen Fahrstil anpassen, was durch die kurze Vorbereitungszeit erschwert wird. Dennoch setzte ich alles dran, möglich viel Erfahrung auf dem Wasser zu sammeln und mit einem guten Gefühl an den Start zu gehen. Die Vorfreude auf meine erste Weltmeisterschaft in der Leistungsklasse ist riesig, betonte der Augsburger Kanu-Schwabe.
Bei den Kajak-Damen sowie Canadier-Damen und -Herren haben sich jeweils nur Zwei für die WM qualifizieren können, weshalb Deutschland in diesen Disziplinen auch nicht an den Team-Wettbewerben teilnehmen können.
Im Canadier-Einer der Herren startet neben dem Zeitzer Timo Trummer auch der Leipziger Franz Anton. Er hatte sich souverän für die WM qualifiziert. Seine gute Form stellte er mit Platz drei beim Weltcup in Pau vor zwei Wochen unter Beweis. „Die Wettkampfstrecke in Bratislava war schon immer sehr wuchtig und gewaltig vom Wildwasser her. Dieser Charakter besteht immer noch. Es ist sehr anstrengend hier zu paddeln, auch wenn es nur eine 50-Minuten-Einheit am Tag ist. In der Kürze der Zeit ist es jetzt nicht so richtig sinnvoll, an Feinheiten zu arbeiten, sondern ich glaube, da zählt einfach, dass man möglichst viele Sachen einmal probiert hat, und dass man einfach mit einem guten Gefühl vom Wasser runtergeht und man nicht denkt: Oh, das habe ich auch noch nicht probiert und das auch noch nicht, sondern den Grundcharakter kennt. Damit denke ich, passt das so und die Ruhe habe ich und versuche das auch anzuwenden“, sagt Anton im Vorfeld der WM.
Bei den Damen startet neben Ricarda Funk im Kajak-Einer und Andrea Herzog im Canadier-Einer Elena Apel als Doppelstarterin in beiden Disziplinen. „Ich bin sehr glücklich über meine WM-Qualifikation in beiden Kategorien. Doch diese Euphorie war leider sehr kurzlebig. Da nur sehr wenige die Qualifikationskriterien erfüllen konnten, sind wir ein sehr kleines Team“, sagt die 23-jährige Augsburgerin. „Die neu umgebaute Strecke ist sehr anspruchsvoll ist“, man benötige viel Kraft und Technik, schätzte Apel ein. „Ich hoffe, dass ich es schaffe, in der Kürze der Zeit vor der WM genügend Erfahrungswerte zu sammeln und werde alles daransetzen, um mit einem guten Gefühl an den Start zu gehen.“
Strecke in Bratislava
Der Wildwasserkanal im Cunovo Water Sports Centre ist eine künstliche Kanuslalomstrecke auf einer Insel in der Donau, dem Cunovo-Stausee, 20 km vom Zentrum Bratislavas entfernt. Die knapp 360 Meter lange Strecke bei einer Höhendifferenz von 6,6 Metern entspricht olympischen Parametern. Er ist wuchtig und hat viel Wildwasser. Im Winter vorigen Jahres wurde die Strecke umgebaut. Neue Wellen und Walzen entstanden, wodurch sich der Charakter verändert hat. „Die Strecke ist sehr anspruchsvoll und schwierig zu erarbeiten“, sagt Cheftrainer Klaus Pohlen.
Bildquelle: Franz Anton
Text: Uta Büttner – DKV