Beim Volkslauf kamen sich Amis und Augsburger näher
Die Sheridanpark-Meilen finden am 28. September 2014 (Sonntag) zum fünften Mal statt. Aber dies ist nicht der erste Volkslauf auf dem Areal der ehemaligen Sheridan-Kaserne gewesen.
Die US-Amerikaner veranstalteten in den 1970er bis 1990er Jahren zahlreiche Rennen für Jedermann, bei denen die deutschen Hobbysportler von Anfang an willkommen waren.
Kein Wunder, denn schon zuvor beteiligten sich die Amis äußerst gerne an den Volksläufen der Region. Das erste Rennen dieser Art in der Bundesrepublik fand am 13. Oktober 1963 im nahen Bobingen statt. In Augsburg nahm sich die MBB-SG, ursprünglich die Betriebssportgemeinschaft des Flugzeugbauers Messerschmitt, dieser Breitensport-Idee an. Der Verein organisierte am 4. Juli 1965 auf seiner Sportanlage an der Haunstetter Straße den ersten Volkslauf und damit die erste Augsburger Sportveranstaltung für Jedermann. 1700 Läufer, Geher und Wanderer absolvierten die Strecken durch den Siebentischwald. Der Premiere-Sieger auf den zwölf Kilometern hieß Helmut Kahn vom TSV Schwaben, heute bekannt als „Feinkost-Papst“.
Etliche Amerikaner machten bereits mit. In den folgenden Jahren wurden es immer mehr US-Soldaten, Bedienstete und Familienangehörige, die bei den Volksläufen in und um Augsburg an den Start gingen. Sogar Generäle schnürten ihre Sportschuhe oder Stiefel. Als sich die Wanderer und Marschierer in dem eigenen IVV-Verband organisierten, bevorzugten die meisten Amis diese weniger anstrengende Art der sportlichen Betätigung. Sie gründeten im Jahre 1972 selber einen Wanderverein, den „American Wandering Club“. Körperertüchtigung, Völkerverständigung und Kennenlernen von Deutschland hießen die drei Satzungsziele.
Unter den bis zu 1500 Mitgliedern waren zeitweise gleichviel Amerikaner und Deutsche. Die großen „Augsburger Volkswandertage“ dieses Vereins zogen 27 Jahre lang jeweils mehrere Tausend Hobbysportler aus ganz Süddeutschland an. Start und Ziel der Strecken von zehn Kilometern bis zum Marathon mit 42 Kilometern befanden sich meist in der Sheridan-Kaserne. Diejenigen US-Amerikaner, die lieber dem echten Laufsport frönten, verstärkten die Augsburger Leichtathletik-Vereine. Am bekanntesten war der Lehrer Joe Perske, der unzählige Titel und Siege für die TG Viktoria errang. Als die letzten Soldaten im Jahre 1998 die Stadt verließen, war dies ein herber Verlust für den Augsburger Laufsport, aber vor allem für die Volkswanderbewegung. Schon bald danach gab es den „American Wandering Club“ und seine legendären Volkswandertage nicht mehr.