Begeisternde Premiere der Augsburger Kinderolümpiade

Verfasst am Montag, 31. Juli 2017 von Thorsten Franzisi

Die Kinderolümpiade beim TV Augsburg. Was haben die geflüchteten Menschen aus Syrien und die Augsburger gemeinsam? Kein Scherz: Die Römer! Die römische Provinz Syria wurde im Jahre 63 v. Chr. vom Feldherrn Gnaeus Pompeius Magnus eingerichtet, Augsburg wurde 15 v. Chr. durch die Stiefsöhne von Kaiser Augustus, Drusus und Tiberius, gegründet. Ein syrischer Familienvater, der mit Frau und vier Kindern zur erstmals durchgeführten „Augsburger Kinderolümpiade“ gekommen war, zeigte sich darüber erstaunt – und damit war eines der Ziele dieses bunten Spektakels bereits erfüllt: Über Sport und Spiel auch die Historie der drittältesten Stadt Deutschlands zu vermitteln.

Eine stolze Geschichte von 170 Jahren kann auch der Turnverein (TV) Augsburg 1847 aufweisen. Und weil man dieses Jubiläum doch irgendwie feiern wollte, legte man es zusammen mit der „römischen Spaß-Premiere“ aufs vereinseigene Gelände. Sehr zur Freude von über 300 Kindern, deren Eltern, den Übungsleitern und Funktionären des TVA und der politischen Obrigkeit der Stadt – Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl übernahm dafür gerne die Schirmherrschaft. Der „Olümpiade“ und ihm zu Ehren wurde ein eigens komponiertes Lied von der Augsburger Sängerin Kirsten Hörner vorgetragen: „Der OB ist unser Kaiser/er ist der Boss in unsrer Stadt/Olümpia, der volle Reißer/weil das halt nur Augsburg hat!“ Die Kinder kamen größtenteils aus dem Verein, zwei umliegenden Schulen sowie aus Flüchtlingsfamilien, die über die Helferkreise angesprochen worden waren.

Für Augsburgs Stadtoberhaupt und den TV-Vorsitzenden Horst Beck war es „ein rundum gelungener Nachmittag“. In insgesamt 15 Spielstationen konnten die Kinder – zwischen vier und 12 Jahren – Baumstämme rollen, Sackhüpfen, sich beim „antiken Dosenwerfen“ oder beim Rattenfangen versuchen, und für die kräftigeren waren das Hinkelstein-Weitwerfen oder das Gewichte ziehen der Hit, und die ganz mutigen stiegen beim Wagenrennen in den Streitwagen. Wem da nun Obelix einfällt, der liegt keineswegs daneben: Die beiden Maskottchen der Kinderolümpiade heißen Augustix und Augustine, letztere dem keltischen Stamm der vor über 2000 Jahren hier leben Vindeliker entstammend. Und weil sie von Asterix gehört hatte, musste sich ihr römischer Freund Augustus in Augustix umtaufen. Den Kindern gefiel’s – bekam doch jedes ein T-Shirt mit den Figuren, und damit nicht nur das: Der Städtische Sportreferent Dirk Wurm gab kund, dass jedes Kind mit dem Olümpia-Hemdchen mitsamt der Familie kostenlos einen Tag lang in ein Augsburger Freibad darf, und selbiges gilt auch für einen Besuch im Römischen Museum. Panem et circenses – Brot und Spiele für das Volk! Gesponsert wurde die grafische Umsetzung des reizenden Pärchens von der Bayerischen Sportjugend, Bezirk Schwaben.


Nur Pluvius spielte
nicht recht mit

Alle hatten an allem ihre wahre Freude, und einzelne Jungen auch am gar nicht römischen Torwandschießen, worüber sich aber die römischen Buben wahrscheinlich sehr gefreut hätten. Warum denn die Olympiade aber Olümpiade heißt? Die Antwort: Zum einen können schwäbische Kinder kein Y aussprechen, und zum zweiten umgehe man damit mögliche Konflikte mit dem IOC, welches auf den Begriff „Olympiade“ die Namensrechte besitzt.

Alles passte an diesem keineswegs alltäglichen Jubiläumstag, nur der altrömische Wettergott Pluvius weinte überflüssige Freudentränen. Da aber die TVA-Crew (eingekleidet in original römische Gewänder!) sicherheitshalber alle Spielplätze unter schützenden Pavillons eingerichtet hatte, fand das Fest wie geplant statt, und Kindern macht ein bisschen Regen ohnehin nichts aus. Für den Ideengeber, den Augsburger Journalisten und BLSV-Vorstandsmitglied Wolfgang Taubert, war noch etwas bemerkenswert: „Ich habe während der ganzen vier Stunden kein Kind gesehen, dass seiner Play-Station nachgetrauert hätte.“

Weil die Premiere der Augsburger Kinderolümpiade so gut geklappt hatte, soll sie von nun an jedes Jahr stattfinden. Auch einer der Hauptsponsoren, der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), zeigte sich über den schwäbischen Projektleiter „Integration durch Sport“, Plamen Nikolov, höchst zufrieden: „Eine wirklich super Sache!“ Bis dahin sind zwar die römischen air-brush-Figuren längst abgewaschen, aber schon heute freuen sich alle wieder aufs fröhliche Kinderschminken und den römischen Gruß „Salve!“ Bis 2018 auf ein Neues!

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