50-Meter-Hallenbad, Vereine sind verärgert – Dirk Wurm antwortet
Die Arbeitsgemeinschaft „50-Meter-Hallenbad für Augsburg“ mit 23 Vereinen mit 35.000 Mitgliedern macht ihrem Unmut Luft und der Sportreferent Dirk Wurm antwortet.
Die in der Arbeitsgemeinschaft „50-Meter-Hallenbad für Augsburg“ zusammengeschlossenen 23 Vereine mit 35.000 Mitgliedern sind sehr verärgert. Der Augsburger Stadtrat hatte 2018 eigentlich den Auftrag erteilt, eine Machbarkeitsstudie für ein wettkampftaugliches 50-Meter-Hallenbad zu erstellen. Stattdessen hat Sportreferent Dirk Wurm den Vereinen am 15. Juli 2019 unter anderem einige Wiederholungen des veralteten Sport- und Bäderentwicklungsplans sowie ein nicht finanzierbares Großbad präsentiert.
Bernd Zitzelsberger, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft 50-Meter-Hallenbad für Augsburg und Abteilungsleiter der Schwimmabteilung des Post SV Augsburg e. V.: „Die vom Sportreferenten Dirk Wurm vorgestellten Varianten bieten keine praktikable Lösung an. Eine nennenswerte Verbesserung der Schwimmfähigkeit, vor allem der Kinder und Jugendlichen in Augsburg, dürfte mit dem derzeitigen Konzept des Sportreferenten nach unserer Bewertung mittelfristig kaum erreichbar sein. Die Arbeitsgemeinschaft wünscht kein teures Spaßbad, sondern zunächst ein 50-Meter-Hallenbad für die Öffentlichkeit, die Schulen und die Vereine.“
Taylan Toprak, Vorsitzender des Schwimmvereins Augsburg (SVA) stellt klar: „Der SVA lehnt diese Pläne definitiv ab. Von einem Freizeitbad hat Augsburg überhaupt nichts: Es bringt keinen Vorteil, weder für die Zusammenarbeit Schule-Verein, noch für unsere Wasserballabteilung und auch nicht für unsere leistungsorientierte Wettkampfmannschaft!“
Armin Baur, sportlicher Leiter des SB Delphin Augsburg ergänzt: „Aufgabe der Stadtregierung, und nicht Aufgabe der Vereine ist es, praktikable Wege aufzuzeigen, die zu einem 50-Meter-Hallenbad für Augsburg führen. Deswegen hat der Stadtrat vor eineinhalb Jahren den Auftrag für eine Machbarkeitsstudie für ein wettkampftaugliches 50-Meter-Hallenbad an die Stadtregierung erteilt. Sportreferent Dirk Wurm hat nun verschiedene, teils nicht miteinander vergleichbare Varianten präsentiert. Hiervon scheint nur eine Einzige realisierbar zu sein. Welche aber für Schulen und Vereine weder praktikabel noch akzeptabel ist: Laut Sportreferent Wurm soll für ca. 50 Mio. € erst ein Spaßbad mit einigen für Wettkämpfe kaum geeigneten 25-Meter-Bahnen entstehen. Auch das 33-Meter-Becken dürfte für Schulen unbrauchbar sein, da Noten und Beurteilungen doch über 25-, 50- oder 100-m-Strecken abgenommen werden. Später soll das Spickelbad abgerissen werden und dort das von den Schulen und Vereinen dringend benötigte 50-Meter-Hallenbad gebaut werden, vielleicht erst in 10 Jahren. Ob mit diesen Vorschlägen der Auftrag des Stadtrates zur Zufriedenheit erfüllt ist, ist zu bezweifeln. Schließlich dient ein solches Spaßbad kaum der Verpflichtung einer Stadt, die Schwimmfähigkeit der Bevölkerung zu sichern. Der gegenwärtig hohe Bedarf der Schulen und Vereine wäre in diesem Fall erst in 10 Jahren gedeckt – für Augsburg viel zu spät! Schon zu oft sind Schwimmbad-Pläne verschoben oder verworfen worden.
Ich bin sicher, dass dieses Mal im gemeinsamen Dialog mit Schulen, Vereinen, Stadtrat und der Öffentlichkeit ein zukunftsfähiges Konzept für Augsburger Bäder mit einem 50-Meter-Becken erstellt werden kann. Hierfür sollten sich alle Beteiligten genügend Zeit für Diskussionen einräumen.“
Dagmar Leeb, Stellvertretende Vorsitzende und Referentin für Öffentlichkeitsarbeit des DLRG Kreisverband Augsburg/Aichach-Friedberg sieht ebenfalls eine dringende Notwendigkeit für den Bau eines 50-Meter-Hallenbades: „Wir brauchen schnellstmöglich das 50-Meter-Hallenbad für die Schwimmausbildung in Schule und Verein, um die Schwimmfähigkeit der Bevölkerung zu erhöhen. Es gibt sehr viele Nichtschwimmer und leider auch eine hohe Zahl von Badeunfällen. In einem Spaßbad kann man keine Schwimmausbildung durchführen. Die Wasserfläche eines zusätzlichen weiteren 25-Meter-Hallenbades reicht nicht aus. Außerdem brauchen wir die 50-Meter-Halle für die Sicherstellung der Wasserrettung in der Zukunft und den Rettungssport.“
Günter Eisenrith, Vorsitzender der Kreiswasserwacht Augsburg-Stadt schließt sich dem Statement der DLRG uneingeschränkt an: „Es kann nicht sein, dass man die Wasserfläche in Augsburg im Vergleich zum Stand von etwa 2005 verringert, statt erhöht. Es wurde klar von einem 50-Meter-Hallenbad für Augsburg gesprochen und nicht von einem Spaßbad mit 25-Meter-Hallenbad, wie Sportreferent Wurm nun vorgeschlagen hat. Das 50-Meter-Hallenbad muss für so viele Schulen wie möglich gut erreichbar und deshalb möglichst zentral gelegen sein. Wir brauchen definitiv das – übrigens deutlich kostengünstigere – 50-Meter-Hallenbad mit mindestens einem separatem großen oder mehreren kleineren Lehrschwimmbecken, um die Schwimmfähigkeit der Augsburger Kinder und Jugendlichen zu fördern. Den Worten der DLRG schließe ich mich uneingeschränkt an! Als stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Freunde der Augsburger Plärrerbäder kann ich nur warnen: Wenn die SPD wie vor gut zehn Jahren wieder wegen Bädern ein Bürgerbegehren möchte, können wir das gerne wiederholen! Herr Wurm meint wohl, er kann als OB-Kandidat mit seinen Plänen für ein Spaßbad im Wahlkampf punkten.“
Knut Weise, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft 50-Meter-Hallenbad für Augsburg ergänzt: „Wir wollen zwar kein Bürgerbegehren, schrecken aber notfalls auch nicht davor zurück, damit in Augsburg als nächstes Bad ein 50-Meter-Hallenbad gebaut wird.“
Bernd Zitzelsberger ergänzt: „Deshalb haben wir uns an den Sportbeirat der Stadt Augsburg mit der Bitte gewandt, dass die Arbeitsgemeinschaft ihre Vorstellungen in der nächsten Sitzung des Sportbeirates vortragen darf. Wir gehen davon aus, dass dieser Bitte entsprochen wird und wir bei der nächsten Sitzung unsere Position vorstellen dürfen.“
Daufhin folgte folgendes Statement der Sportreferats unter Herrn Dirk Wurm:
Zukunft der Hallenbäder wird mit Bürgerinnen und Bürgern besprochen
Sportverwaltung stellt Fakten zu Planungen eines 50-Meter-Beckens klar:
– Ausbau und Modernisierung eines Bestandsbades als favorisierte Variante
– Dezentrale Bäderstruktur soll erhalten werden
– Mehr Wasserfläche zu finanzierbaren Konditionen
– Diesjährige Freibadsaison endet mit Spitzenergebnis
– Pläne zur Modernisierung der Freibäder in Vorbereitung
Die diesjährige Freibadsaison schließt mit dem hervorragenden Ergebnis von knapp 250.000 Badegästen ab – es ist das zweitbeste Ergebnis im Zehnjahresvergleich. Zum Start in die jetzige Hallenbadsaison nennt Sportreferent Dirk Wurm Fakten zur geplanten Weiterentwicklung der Hallenbadlandschaft in Augsburg. Für ihn ist klar: „Wir bauen kein neues 50-Meter-Spaßbad. Erheblich sinnvoller ist, ein bestehendes Hallenbad auszubauen und zu modernisieren.“
Mehr Wasserflächen für alle Nutzergruppen Mit der Deutschen Sportstättenbetriebs- und Planungsgesellschaft mbH & Co. KG wurde das renommierteste
und erfahrenste Planungsbüro für Bäder in ganz Deutschland beauftragt. Ziel ist die Modernisierung und Weiterentwicklung der bestehenden Hallenbäder in Augsburg, um mehr Wasserfläche zu schaffen. „Schwimmen und Wassersport zählen auch in den kommenden Jahrzehnten zu den beliebtesten Sport- und Freizeitaktivitäten bei Alt und Jung“, so Wurm. Dies bedeutet, dass es Wasserflächen für Wassergymnastik und Wassersport für die Älteren und Wasserflächen für die Jüngeren geben muss, die sowohl im Verein als auch in der Schule schwimmen lernen sollen. Darüber hinaus sind attraktive
Wasserflächen vor allem für Familien erforderlich – ein solches Angebot fehlt bislang in der Stadt.
„Zentraler Neubau verfehlt Ziel der Bestandssicherung“ Für den Bäderentwicklungsplan wird eine Machbarkeitsstudie mit drei Varianten erstellt. Variante eins sieht die Bestandssanierung der Bäder vor. „Kein Mehrwert“, sagt Sportreferent Wurm, weil damit kein Gewinn an Wasserfläche verbunden ist. Variante zwei beschreibt den Neubau eines zentralen Sport- und Freizeitbades. Mit dieser Variante sind, so der Sportreferent nicht nur sehr hohe Kosten verbunden. „Mit einem Neubau ist auch das Ziel der Bestandssicherung unserer Hallenbäder nicht erreicht.
Abgesehen davon, dass die Standortfrage sehr viel Zeit in Anspruch nimmt sind auch Nutzungskonflikte zwischen Freizeit und Sportschwimmern im Bad vorprogrammiert. Ausbau eines Bestandsbeckens und Neubau Mit der dritten Variante wird ein Bestandsbecken (25 Meter- Becken und Lehrschwimmbecken) zu einem wettkampftauglichen Sportbad (50 Meter-Becken mit zehn Bahnen und Lehrschwimmbecken) ausgebaut. Hinzu kommt der Neubau eines Familien- und Freizeitbades (Familienbecken, 25 Meter-Becken, Planschbecken, Sprungbecken, 2 Rutschen, Gastro, Sauna, etwas Wellness und Solebecken im Außenbereich). Aus Sicht der Sport- und Bäderverwaltung führt diese Variante am besten zum Ziel, weil sie mehr Wasserfläche in zwei Schritten schafft, die dezentrale Bäderstruktur in der Stadt mit ihren kurzen Wegen aufrechterhält und mittelfristig finanzierbar ist.
Auch der Wunsch der Vereine wird geprüft Für Sportreferent Dirk Wurm ist die Richtung klar: „In einem ersten Schritt sollten wir die wettkampftaugliche 50-Meter-Sportschwimmhalle an einem bestehenden Hallenbad-Standort und im Rahmen einer Komplettmodernisierung errichten.“ Wie der Sportreferent weiter ausführt, wird parallel dazu auch der Wunsch der Vereine geprüft, diese Sportschwimmhalle auf der Fläche des Familienbades am Plärrer zu errichten. In einem zweiten Schritt wäre dann zu entscheiden, ob und wo in der Stadt Augsburg ein Familien- und Freizeitbad entstehen könnte.
Nachdem die Stadtratsfraktionen sowie die Schwimm- und Wassersportvereine im Sommer über diese drei Varianten informiert wurden, befasst sich Ende September der Sportbeirat und am 7. Oktober der Sportausschuss mit der Thematik. Varianten werden öffentlich vorgestellt Im November stellt Sportreferent Dirk Wurm die drei Varianten öffentlich in drei Veranstaltungen vor. „Dazu sind alle interessierten Bürgerinnen und Bürger eingeladen, ihre Wünsche und Vorschläge zur Bäderentwicklung in Augsburg zu äußern und einzubringen. Diese Anregungen nehme ich für die Bäderplanungen sehr gerne mit“, betont der Referent.
Wurm: „Behauptung der Vereine ist absurd“ Vor diesem Hintergrund macht Wurm deutlich, dass er die öffentlich geäußerte Verärgerung der Schwimm- und Wassersportvereine nicht nachvollziehen kann. „Den Vereinen wurden in aller Offenheit und transparent die drei Varianten vorgestellt und erläutert – insbesondere die mögliche Abfolge der Maßnahmen bei Variante drei. Jetzt zu behaupten, der Sportreferent habe keine Vorstellung von der Modernisierung und Weiterentwicklung der Hallenbäder in Augsburg ist daher absurd.“
Der Sportreferent rechnet damit, dass der Stadtrat Ende des Jahres oder Anfang 2020 den Grundsatzbeschluss zur Modernisierung und Weiterentwicklung der Augsburger Bäderlandschaft fasst. Aktuell bereitet die Sport- und Bäderverwaltung zudem die Planungen zur Modernisierung der Freibäder im neuen Jahrzehnt vor, die auch die Fördermöglichkeiten durch den Freistaat Bayern berücksichtigen. Im Oktober wird dazu im Sportausschuss berichtet.